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Sassanidische Siegel
Diese Webseite zeigt sassanidische Siegelsteine aus einer österreichischen Privatsammlung. -
Formen
Bei den sassanidischen Siegelsteinen handelt es sich um Stempelsiegel. Die Formenvielfalt ist sehr überschaubar. Ellipsoide und Kugelkalotten sind für die sassanidische Periode typisch.
1. Ellipsoid
Das Siegel sieht aus wie ein Rotationsellipsoid, von dem ein Stück abgeschnitten ist. Dadurch wird eine ebene, ovale Fläche für die Gravur geschaffen. Oft ist die Seite zur Siegelfläche hin verdickt, so dass eine größere Fläche für die Gravur entsteht. Der Rücken des Siegels ist gelegentlich mit Mustern verziert. Die Bohrungen sind unterschiedlich groß. Die Siegel wurden an Schnüren entweder am Handgelenk oder um den Hals oder am Gürtel getragen. Auch an metallenen Haltern, die in einigen Fällen erhalten sind, wurden sie getragen.
Abb. 1a
Ellipsoid
Siegel Nr. 13592. Kugelkalotte
Das Siegel ist kugelförmig, wobei eine Kugelkappe abgeschnitten ist um eine ebene, runde Fläche für die Gravur zu schaffen. Der Rücken des Siegels ist gelegentlich mit Mustern verziert.
Abb. 2a
Kugelkalotte
Siegel Nr. 15233. Steinring
Manche Ellipsoide sind so flach und die Bohrung ist so groß, dass sie als Steinringe bezeichnet werden können und wohl auch so getragen wurden.
Abb. 3a
Steinring
Siegel Nr. 08824. Ringsiegel
Siegel, die dazu gedacht waren, in Ringe aus Metall eingesetzt zu werden, unterscheiden sich nicht sehr von den Ringsiegeln früherer Perioden oder den Ringsiegeln, die in etwa zur gleichen Zeit im römischen Imperium verwendet wurden.
Abb. 4a
Ringsiegel
Siegel Nr. 0305 -
Materialien
Das bei weitem häufigste Material bei Sassanidischen Siegeln ist mikrokistalliner Quarz (Achat, Karneol, Chalcedon, …). Daneben gibt es Siegel aus Hämatit, Bergkristall, Bronze, Lapislazuli und weiteren Materialien.
1. Achat
Der Achat ist ein mikrokristalliner Quarz, der sich besonders durch seine Bänderung auszeichnet. Die einzelnen Bänder können sehr unterschiedlich gefärbt sein oder sich nur in Farbschattierungen unterscheiden. Die Transparenz ist unterschiedlich, von durchscheinend bis undurchsichtig. Achat ist wie alle mikrokristallinen Quarze porös und kann gefärbt werden. Diese Kunst war bereits im Altertum bekannt.
Abb. 1a
Achat
Siegel Nr. 03972. Karneol
Der Karneol ist ein mikrokristalliner, durchscheinender Quarz mit fleischroter bis braunroter Färbung. Die dunkel braunrote Färbung wird Sarder genannt.
Abb. 2a
Karneol
Siegel Nr. 13593. Chalcedon
Der Chalcedon ist ein mikrokristalliner, durchscheinender Quarz von milchig weißer, bläulicher oder bräunlicher Färbung.
Abb. 3a
Chalcedon
Siegel Nr. 04154. Jaspis
Jaspis ist ein mikrokristalliner, undurchsichtiger Quarz. Einige Siegel sind aus gesprenkeltem, intensiv gefärbtem Jaspis.
Abb. 4a
Jaspis
Siegel Nr. 11465. Heliotrop
Der Heliotrop ist ein dunkelgrüner Jaspis mit roten Punkten.
Abb. 5a
Heliotrop
Siegel Nr. 15646. Bergkristall
Der Bergkristall ist kristalliner, wasserklarer Quarz. Anders als die mikrokristallinen Quarze ist er nicht porös.
Abb. 6a
Bergkristall
Siegel Nr. 08817. Hämatit
Der Hämatit ist ein schwarzes, undurchsichtiges Eisenoxid. Das spezifische Gewicht ist deutlich höher als bei den Quarzen. Hämatit ist aber deutlich weicher als die Quarze.
Abb. 7a
Hämatit
Siegel Nr. 01178. Bronze
Bronze ist eine Legierung aus Kupfer und Zinn. Siegel aus Bronze sind heute weitgehend von Patina überzogen. Die Farbe des Metalls schwankt von der typischen goldgelben Bronzefarbe bis zu silberweiß. Das spezifische Gewicht ist noch höher als beim Hämatit.
Abb. 8a
Bronze
Siegel Nr. 10509. Lapislazuli
Lapislazuli war im Altertum teuer und kommt entsprechend selten vor. In der Sammlung "Sigilla" ist Lapislazuli hauptsächlich bei Ringsiegeln vertreten.
Abb. 9a
Lapislazuli
Siegel Nr. 0319 -
Bildprogramm
Das Bildprogramm der Sassanidischen Siegel ist stark eingeschränkt. Die Motivwahl wird geprägt durch die in sassanidischer Zeit gängigen religiösen Vorstellungen sowie durch altorientalische und griechische Einflüsse. Nachfolgend werden die wichtigsten Bildtypen der Sammlung "Sigilla" kurz beschrieben. Die beschriebenen Bildtypen decken den allergrößten Teil des vorliegenden Materials ab.
- Inschrift ohne Bild
- Menschen
- Mensch und Tier
- Tiere
- Tiere in Kombinationen
- Fabelwesen
- Pflanzen & Naturobjekte
- Unbelebte Objekte & Symbole
- Tamgas
1. Inschrift ohne Bild
Bei den reinen Schriftsiegeln stellt die Schrift das eigentliche Siegelbild dar. Die Anordnung kann einzeilig, mit oder ohne Umschrift, zwei- oder mehrzeilig, mit oder ohne Umschrift sein. Die Schriftzeichen können in einfacher Linie oder als doppelte Linie graviert sein.
Inhaltlich gesehen können es private Siegel sein, die beispielsweise den Namen des Besitzers oder einen Wahlspruch tragen oder aber Siegel von Amtsträgern.Abb. 1a
Inschrift ohne Bild
Siegel Nr. 15232. Menschen
2.1 Frau
Die Frau trägt ein bodenlanges Kleid und dazu oft einen kurzen Mantel. Das Gesicht wird in Seitenansicht dargestellt, das Haar hängt als Zopf herab. Zumeist steht sie, gelegentlich sitzt sie. Häufig hält sie die eine Hand nach oben, die andere nach unten, oder sie hält eine Pflanze oder einen anderen Gegenstand.
Was die stehende oder sitzende Frau darstellen soll ist ein viel debattiertes Thema, zu dem die Gelehrten keine einheitliche Meinung haben.Abb. 2a
Frau
Siegel Nr. 13592.2 Weibliche Büste
Die weibliche Büste wird in Seitenansicht gezeigt. Das Haar ist zu Zöpfen geflochten, die über die Schultern herab hängen. Ohrgehänge, Halsketten oder ein Diadem, dessen Schleifen am Hinterkopf sichtbar sind, können vorkommen.
Abb. 2b
Weibliche Büste
Siegel Nr. 08892.3 Mann
Ein Mann, kenntlich an seiner Frisur und seiner Kleidung, geht oder steht in Seitenansicht.
Abb. 2c
Mann
Siegel Nr. 12472.4 Priester
Ein Mann vor einem Feueraltar ist als Priester anzusehen.
Abb. 2d
Priester
Siegel Nr. 12132.5 Männliche Büste
Die männliche Büste wird meist in Seitenansicht gezeigt, zum Betrachter gewendete Büsten kommen seltener vor. Die dargestellte Person trägt zumeist einen Bart. Kopfbedeckungen (Kolah) und mehr oder weniger aufwändige Frisuren kommen vor. Ohrgehänge, Halsketten und aufwändige Gewandung sind häufig.
Abb. 2e
Männlicher Büste
Siegel Nr. 13412.6 Mann und Frau
Ein Mann und eine Frau sitzen sich gegenüber. Sie halten gemeinsam einen Kranz oder eine Pflanze.
Abb. 2f
Mann und Frau
Siegel Nr. 11452.7 Körperteil
Es kommen nur wenige Körperteile auf Sassanidischen Siegeln vor. Bekannt sind Hand (häufig) und Ohr (selten). Die Sammlung "Sigilla" enthält auch ein Siegel mit der Darstellung eines Auges.
Abb. 2g
Körperteil
Siegel Nr. 11542.8 Gayomard
Der Gayomard wird als menschenähnliches Geschöpf mit nacktem, stark behaarten Körper und struppigem Kopf dargestellt. Der Kopf kann dem Betrachter zugekehrt oder auf die Seite gewendet sein und hat manchmal spitze Ohren. Die Arme sind ausgestreckt, die Beine gespreizt. In jeder Hand hält er einen Stab. Zu seinen Füßen kann sich ein Hund befinden. Gelegentlich (nicht in dieser Sammlung vertreten) wird er zweifach abgebildet.
Der Gayomard spielt eine wichtige Rolle in der zoroastrischen Mythologie. Er ist das erste menschenähnliche Wesen, das von Ahura-Mazda geschaffen wurde. Er wurde von den Dämonen des Ahriman getötet. Er wird das erste Wesen sein, das nach dem Ende der Zeiten von den Toten auferweckt wird.
Man nimmt daher an dass Siegel mit dem Bild des Gayomard eine Rolle bei der Verabschiedung der Verstorbenen gespielt haben. Tatsächlich sind viele "Siegel" mit der Abbildung des Gayomard so oberflächlich ausgeführt, dass sie sich als Siegel nicht geeignet haben würden sondern nur als Amulett bzw. Accessoire gedient haben können.
Diese Annahme wird auch durch die Tatsache gestützt dass bisher kein Siegelabdruck mit dem Bild eines Gayomard gefunden wurde.
Der Gayomard wird auch mit dem Sternbild Orion identifiziert. Der Hund würde dann dem Sternbild Canis Maior entsprechen.Abb. 2h
Gayomard
Siegel Nr. 11862.9 Gruppe mit Gayomard
Der Gayomard steht in einer Reihe mit einem Menschenpaar. Der Gayomard hält meistens einen Stab. Die drei Gestalten halten sich an den Händen oder sie heben die Hände wie als Ausdruck der Freude in die Höhe. Begleitet wird die Gruppe von Tieren wie Skorpion, Schlange, Hahn, Hund. Diese Stücke tragen häufig Pseudoinschriften.
Nach der zoroastrischen Mythologie könnte es sich beim Menschenpaar um das erste Menschenpaar handeln welches aus einer Pflanze entstanden ist, die aus dem Körper des getöteten Gayomard gewachsen ist. Der Hund ließe sich dann als Begleiter des Gayomard erklären, die Rolle von Hahn, Schlange und Skorpion wäre damit aber nicht erklärt.
Auch eine astronomischen Interpretation wurde versucht: danach könnte das Menschenpaar dem Sternbild Gemini entsprechen, der Skorpion dem Sternbild Scorpio. Die Rolle des Hahns wäre damit aber nicht erklärt.
Die Sammlung "Sigilla" enthält ein Exemplar bei dem die Gruppenszene mit Gayomard über die Darstellung des Gayomard darüber graviert wurde.Abb. 2i
Gruppe mit Gayomard
Siegel Nr. 15673. Mensch und Tier
3.1 Herr der Tiere
Ein Mann hält mit ausgestreckten Armen zwei Löwen hoch. Auch Darstellungen mit nur einem Löwen gibt es.
Abb. 3a
Herr der Tiere
Siegel Nr. 01843.2 Tierkampf
Ein Mann erlegt einen sich aufbäumenden Löwen mit dem Speer.
Abb. 3b
Tierkampf
Siegel Nr. 11583.3 Reiter
Der Reiter wird seitlich dargestellt. Er kann unterschiedliche Gegenstände tragen, einen Kranz, eine Pflanze, einen Stab. Er kann aber auch einfach so dahin reitend dargestellt sein.
Abb. 3c
Reiter
Siegel Nr. 14983.4 Jagdreiter
Der Jagdreiter wird entweder von Vorne oder von Hinten von einem Raubtier, in der Sammlung "Sigilla" ist es immer ein Löwe, angegriffen. Anders als bei den Sassanidischen Silberschüsseln, auf denen der reitende König den Löwen bekämpft, ist bei den Stücken in der Sammlung "Sigilla"keine Aktion des Reiters gegen den Löwen zu sehen.
Abb. 3d
Jagdreiter
Siegel Nr. 03493.5 Priester mit Widder
Ein Mann steht vor einem Altar und sieht sich nach einem Widder um, der hinter ihm steht.
Abb. 3e
Priester mit Widder
Siegel Nr. 03014. Tiere
4.1 Affe
Der Affe wird ähnlich dargestellt wie ein Mensch allerdings trägt er einen Schwanz. Arme und Beine sind nach vorne gestreckt.
Abb. 4a
Affe
Siegel Nr. 00334.2 Hase
Eine Unterscheidung zwischen Hase und Kaninchen ist aufgrund des Siegelbildes nicht möglich. Der Hase wird kauernd dargestellt. Die Krallen sind deutlich ausgeführt.
Abb. 4b
Hase
Siegel Nr. 04844.3 Ratte
Eine Unterscheidung zwischen Ratte und Maus ist aufgrund des Siegelbildes nicht möglich. Die Ratte wird laufend dargestellt. Für die Darstellung des langen Rattenschwanzes fehlt der Platz, daher ist er verkürzt dargestellt.
Abb. 4c
Ratte
Siegel Nr. 01254.4 Wolf
Die Unterscheidung zwischen Wolf, Fuchs und Hund ist schwierig und oft nicht ohne eine gewisse Willkür machbar.
Der Wolf schleicht geduckt oder er duckt sich zum Sprung. Er hat kurze, spitze Ohren und einen langen aber nicht buschigen Schwanz. Die Krallen sind deutlich ausgeführt.Abb. 4d
Wolf
Siegel Nr. 11734.5 Fuchs
Der Fuchs liegt mit dem Kopf zurück gewandt oder er liegt im Gebüsch. Der Fuchs hat kurze, spitze Ohren, der Schwanz ist, weil im Liegen angelegt, nicht sichtbar. Die Krallen sind deutlich ausgeführt.
Abb. 4e
Fuchs
Siegel Nr. 13384.6 Bär
Der Bär wird gehend dargestellt. Das zottige Fell und die Krallen sind deutlich ausgeführt.
Abb. 4f
Bär
Siegel Nr. 09644.7 Löwe
Der Löwe trägt eine deutliche Mähne, der Körper ist massig. Die Krallen sind deutlich ausgeführt. Der Schweif ist beim gehenden Löwen deutlich ausgeführt.
Der sitzende oder liegende Löwe wendet seinen Kopf gerne zum Betrachter. Der gehende Löwe blickt geradeaus.
Der Löwe wird gelegentlich zweifach dargestellt oder in Kombination mit einem Jungtier. Das Elterntier trägt auch in diesem Fall eine Mähne, man wird aber in diesem Zusammenhang von einen Löwin ausgehen können.Abb. 4g
Löwe
Siegel Nr. 04004.8 Leopard & Tiger
Als Leopard oder Tiger wird eine mähnenlose Raubkatze angesprochen. Die gelegentlich sichtbaren Querstreifen am Körper lassen auf einen Tiger schließen. Das Tier geht mit weit geöffnetem Rachen. Krallen und Schweif sind deutlich ausgeführt.
Abb. 4h
Leopard & Tiger
Siegel Nr. 13374.9 Elefant
Der Elefant wird gehend dargestellt. Aufgrund der kleinen Ohren handelt es sich um einen indischen Elefanten.
Abb. 4i
Elefant
Siegel Nr. 02834.10 Pferd
Das Pferd wird entweder mit hoch erhobenem Haupt und einem erhobenen Vorderbein dargestellt oder aber grasend mit gerade getragenem oder gesenktem Haupt.
Es gibt auch Darstellungen von zwei Pferden, meist einander zugekehrt oder einer Stute mit ihrem Fohlen.Abb. 4j
Pferd
Siegel Nr. 12224.11 Esel
Der Esel ist in der Sammlung "Sigilla" nur einmal als Hauptmotiv vertreten und zwar als Kopf auf einem Ringsiegel. Gelegentlich kommt er aber als Nebenmotiv vor.
Abb. 4k
Esel
Siegel Nr. 03054.12 Kamel
Das Kamel wird gehend dargestellt. In der Sammlung "Sigilla" gibt es nur Dromedare.
Abb. 4l
Kamel
Siegel Nr. 13394.13 Hirsch
Der Hirsch trägt ein verzweigtes Geweih. Er wird meist liegend dargestellt, seltener gehend. Das Haupt kann zurück gewandt sein. Falls das Haupt zurück gewandt ist, trägt der Hirsch eine Schleife um den Hals.
Es gibt auch Darstellungen mit zwei Hirschen, ein Hirsch kombiniert mit einem oder mehreren anderen Tieren oder der Kopf Hirsches. Gelegentlich kommt der Hirsch als Beute in eine Tierkampfszene vor.Abb. 4m
Hirsch
Siegel Nr. 00744.14 Rind
Das Rind wird zumeist gehend, seltener liegend dargestellt. Es ist immer ein Buckelrind. Es gibt die Darstellung von Rinderköpfen und die Darstellung von Rindern als Zugtiere. In Tierkampszenen kommt das Rind bzw. das Rinderhaupt häufig als Beute vor.
Abb. 4n
Rind
Siegel Nr. 00934.15 Widder
Der Widder trägt ein kreisförmig gebogenes Gehörn. Er wird gehend der liegend dargestellt. Er trägt oft eine Schleife um den Hals an der manchmal vorne ein Anhänger zu sehen ist.
Der Widder kommt auch zweifach und in Kombination mit anderen Tieren vor. Nicht selten ist nur der Kopf dargestellt. Gelegentlich kommt er als Beute in einer Tierkampfszene vor.Abb. 4o
Widder
Siegel Nr. 15554.16 Antilope
Antilopen werden gehend oder liegend dargestellt. Zwei Arten von Antilopen sind zu unterscheiden. Oryxantilopen tragen zwei lange, leicht nach unten gebogene Hörner. Gazellen tragen zwei kürzere, an den Enden leicht nach oben gebogene Hörner. Beide Tierarten kommen heute noch, wenn auch selten, im Nahen Osten vor.
Die Antilope kommt auch zweifach und in Kombination mit anderen Tieren vor. Gelegentlich ist nur der Kopf dargestellt. Gelegentlich kommt die Antilope als Beute in einer Tierkampfszene vor.Abb. 4p
Antilope
Siegel Nr. 00884.17 Vogel
Vögel verschiedener Arten sind in der Sammlung vertreten. Klar als solche erkennbar sind Adler, Ente, Hahn und Pfau. Bei Tauben oder Raben ist die Unterscheidung oft schwierig.
Abb. 4q
Vogel
Siegel Nr. 03624.18 Skorpion
Der Skorpion ist leicht an den Scheren, den drei Beinpaaren und dem Schwanz erkennbar. Der Schwanz kann nach links oder nach rechts gebogen sein.
Der Skorpion ist häufig als Zusatzmotiv zu einem anderen Hauptmotiv (Löwe, Rind, Löwenmaske) zu finden.Abb. 4r
Skorpion
Siegel Nr. 00404.19 Fisch
Die Unterscheidung verschiedener Arten von Fischen ist nicht möglich.
Abb. 4s
Fisch
Siegel Nr. 09005. Tiere in Kombinationen
5.1 Tierkampf, Löwe als Angreifer
Der Löwe greift im Sprung von Vorne oder von Hinten das stehende oder gerade zusammenbrechende Beutetier an. Das Beutetier ist zumeist ein Rind, auch die Antilope kommt als Beutetier vor.
Abb. 5a
Löwe als Angreifer
Siegel Nr. 10755.2 Tierkampf, Vogel als Angreifer
Ein Vogel, es könnte sich um einen Raben oder, wegen des häufig dargestellten krummen Schnabels, um einen Adler oder Geier handeln, sitzt auf einem liegenden Beutetier. Als Beutetiere kommen Hirsch, Widder, Antilope, Rind oder Rinderhaupt, ein anderer Vogel, Fisch und andere Tiere vor. Es handelt sich hier wohl weniger um die Darstellung einer Jagd sondern um einen Vogel auf einem Aas.
Abb. 5b
Vogel als Angreifer
Siegel Nr. 05115.3 Doppelfigur
Es gibt Darstellungen, wo sich zwei Körper einen Kopf teilen oder wo zwei Köpfe auf einem Körper sitzen.
Abb. 5c
Doppelfigur
Siegel Nr. 11475.4 Kreiselfigur
Bei der Kreiselfigur rotieren drei oder mehr Protomen von Tieren um ein gemeinsames Zentrum. Das Motiv hat eine sehr lange Tradition und lässt sich bis in das 2. Jahrtausend v. Chr. Zurück verfolgen.
Abb. 5d
Kreiselfigur
Siegel Nr. 13806. Fabelwesen
6.1 Geflügelter Mensch
Die geflügelten Menschen haben männliche Haartracht. In den meisten Fällen tragen sie ein Diadem mit Schleifen daran oder aber eine Pflanze, ebenfalls mit Schleifen daran. Gelegentlich sind Unterleib und Füße vogelartig ausgeprägt.
Abb. 6a
Geflügelter Mensch
Siegel Nr. 11526.2 Geflügeltes Pferd
Das geflügelte Pferd tritt auf wie das natürliche Pferd, entweder mit hoch erhobenem Haupt und einem erhobenen Vorderbein oder, seltener, mit gerade getragenem oder gesenktem Haupt, gleichsam grasend. In der Seitenansicht ist zumeist nur ein Flügel zu sehen, selten zeigt sich der zweite Flügel. Die Flügelspitze ist zumeist eingeschwungen. Die Stirnmähne wird gelegentlich hochgebunden dargestellt und kann mit einem Halbmond verziert sein. Diese Darstellung findet sich auch auf sassanidischer Silberware.
Das Flügelpferd kommt auch paarweise vor, auch als einzelne und paarweise Protome sowie gemeinsam mit einem Fohlen.Abb. 6b
Geflügeltes Pferd
Siegel Nr. 13016.3 Geflügelter Löwe
Der geflügelte Löwe sitzt oder liegt und wendet das Gesicht zum Betrachter. Einen gehenden Flügellöwen gibt es in dieser Sammlung nicht.
Der geflügelte Löwe kommt auch als Protome vor. Als Protome tritt er einmal gemeinsam mit der Protome eines geflügelten Buckelrinds auf.Abb. 6c
Geflügelter Löwe
Siegel Nr. 15116.4 Geflügelter Widder
Der geflügelte Widder ist mit einem Exemplar in dieser Sammlung vertreten. Er wird liegend dargestellt. Beide Flügel sind sichtbar. Die Flügelspitzen sind eingeschwungen.
Abb. 6d
Geflügelter Widder
Siegel Nr. 11606.5 Geflügeltes Buckelrind
Das geflügelte Buckelrind ist in dieser Sammlung einmal dem Betrachter zugekehrt stehend und einmal als Protome gemeinsam mit der Protome eines geflügelten Löwen vertreten.
Abb. 6e
Geflügeltes Buckelrind
Siegel Nr. 12916.6 Gopatšah
Der Gopatšah ist ein geflügeltes buckelloses Rind mit dem Kopf eines Mannes. Er wird nach liegend oder gehend dargestellt. Gelegentlich trägt er eine Federkrone. Der Kopf ist manchmal im Verhältnis zum Rumpf übergroß dargestellt.
Abb. 6f
Gopatšah
Siegel Nr. 04166.7 Greif
Der Greif ist ein zusammengesetztes Wesen mit dem Körper eines Löwen und dem Kopf eines Adlers. Er trägt spitze Ohren auf dem Kopf und ist geflügelt. Der Schweif hat in der Mitte oder am Ende eine Quaste. Er wird nach stehend, sitzend oder liegend dargestellt. Die Flügelspitzen sind zumeist eingeschwungen. Der Greif kommt auch als einfache oder paarweise Protome vor.
Abb. 6g
Greif
Siegel Nr. 09576.8 Gryllos
Grylloi sind phantastische Kombinationen von Tieren und gelegentlich auch Menschen. Sie sind besonders aus der griechisch-römischen Antike bekannt, es gibt sie aber auch im sassanidischen Bereich.
Abb. 6h
Gryllos
Siegel Nr. 11506.9 Löwenmaske
Die Löwenmaske zeigt einen behaarten Kopf zum Betrachter gewendet, die Behaarung ist insbesondere an den Backen sehr deutlich. Die Ohren sind rund und stehen vom Kopf etwas ab. Die Löwenmaske trägt oft Hörner.
Abb. 6i
Löwenmaske
Siegel Nr. 01177. Pflanzen & Naturobjekte
7.1 Zweig
Ein belaubter Zweig auf einem Ständer.
Abb. 7a
Zweig
Siegel Nr. 08977.2 Einfache Blüte
Eine Blüte mit zwei oder vier schmalen Blättern auf einem Ständer. In der Literatur wird von einer „Tulpe“ gesprochen, da oft mehrere Blätter gezeigt werden könnte es sich auch um die Blüte eines Granatapfels handeln. Manchmal wird sie als gerade aufblühende Knospe dargestellt.
Abb. 7b
Einfache Blüte
Siegel Nr. 10637.3 Dreifache Blüte
Drei voll entfaltete Blüten auf einem Ständer oder mit einer Schleife zusammen gebunden.
Abb. 7c
Dreifache Blüte
Siegel Nr. 10117.4 Himmelskörper
Stern oder Halbmond mit Stern.
Abb. 7d
Himmelskörper
Siegel Nr. 03798. Unbelebte Objekte & Symbole
8.1 Altar
Dargestellt ist ein mit wenigen Linien skizziertes, kastenartiges Gebilde. Mangels besserer Information und in bewusstem Gegensatz zum Feueraltar, wird es als „Altar“ bezeichnet. Es ist nicht bekannt, was es wirklich darstellen soll.
Abb. 8a
Altar
Siegel Nr. 09338.2 Feueraltar
Ein Feueraltar mit mehrstufiger Basis, Stamm, Plattform und brennendem Feuer so wie er auch von sassanidischen Münzen bekannt ist.
Abb. 8b
Feueraltar
Siegel Nr. 10658.3 Heraklesknoten
Der Heraklesknoten ist auch aus der griechisch-römischen Antike bekannt. Er symbolisiert eine unauflösliche Verbindung. Die Enden sind mit Blüten, Tierköpfen oder Schleifen dekoriert.
Abb. 8c
Heraklesknoten
Siegel Nr. 04248.4 Stern auf Ständer
Ein sechsstrahliger Stern, nur durch gekreuzte Linien dargestellt, steht auf einem Ständer. Möglicherweise handelt es sich hier um eine sehr flüchtig ausgeführte Form des Feueraltars.
Abb. 8d
Stern auf Ständer
Siegel Nr. 13739. Tamgas
9.1 Tamga
Tamgas gehören dem nomadischen Bereich an und sind ursprünglich Besitzzeichen des Clans, der Sippe. Als solche wurden sie bis in die jüngste Zeit von nomadisierenden Gruppen verwendet. Sie sind vergleichbar mit den Wappen des europäischen Mittelalters. Sie sind aus mehreren Elementen zusammengesetzt. Zumeist sind die symmetrisch mit einem Halbmond das oberstem Element.
Abb. 9a
Tamga
Siegel Nr. 15539.2 Monogrammtamga
Monogrammtamgas sehen auf den ersten Blick ähnlich aus wie die gewöhnlichen Tamgas doch bestehen sie ganz oder teilweise aus Schriftzeichen.
Abb. 9b
Monogrammtamga
Siegel Nr. 1568 -
Chronologie
Die Chronologie der sassanidischen Siegelsteine ist nur sehr lückenhaft bekannt. Die wenigsten stammen aus wissenschaftlichen Grabungen, die allermeisten sind über den Kunsthandel in die Sammlungen gekommen.
Sammlungen
Bis heute ist eine große Zahl, R. Göbl schätzt sie auf mehrere Zehntausend, sassanidischer Siegel erhalten, sowohl in Museen als auch in privaten Sammlungen. Zahlreiche Sammlungen sind publiziert, einige der wichtigsten davon:
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Staatliche Museen, Berlin
(ca. 700 Stück) [Horn, Steindorff, 1891) -
Eremitage, St. Petersburg
(ca. 800 Stück) [Borissov, Lukonin, 1963] -
Britisches Museum, London
(ca. 800 Stück) [Bivar 1969] -
Bibliothèque Nationale und Musée du Louvre, Paris
(zusammen ca. 1.000 Stück) [Gyselen 1993] -
Rijksmuseum van Oudheden und Koninklijk Peningkabinet, Leiden
(mehr als 1.200 Stück) [Gyselen 1997]
Die Sammlung "Sigilla", aus der die hier gezeigten Stücke stammen, kann sich nicht mit den großen Sammlungen messen. Die Publikation im Internet bietet aber die Möglichkeit, von allen Stücken qualitätsvolle Farbfotos zu zeigen. Diese vermitteln einen besseren Eindruck von der Schönheit dieser Steine als es gedruckte Publikationen mit ihren, aus Kostengründen, schwarz-weiß gehaltenen Abbildungen vermögen.
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Staatliche Museen, Berlin